(Über-)Lebensprinzip, wenn man Kinder hat

(Über-)Lebensprinzip, wenn man Kinder hat

Meine Damen und… ähm…Damen.
voller Stolz darf ich Ihnen heute verkünden: Ich habe mich mal zurückgelehnt und jemanden anderes schreiben lassen.
Jawohl.

Denn ich bin nicht die einzige die davon überzeugt ist das WENIGER mal ganz schön viel MEHR sein kann. Ich präsentiere Ihnen somit Frau Klüver die sich mal ganz sachlich den Titel „eine ganz normale Mama“ gibt.

Ich bitte um Applaus

Wenn man Kinder hat, verändert sich vieles. Der Sinn für die Ordnung etwa. Nudeln unterm Esszimmertisch? Lohnt sich nicht, die wegzusaugen, nach der nächsten Mahlzeit sieht es eh wieder so aus. Das Ekelempfinden sinkt gen Null. Wer einmal ein Baby nach einem Fisch-Spinat-Brei gewickelt hat, weiß, wovon ich spreche.

Und man entdeckt ganz neue Bedeutungen in Prinzipien wie „Weniger ist mehr“. Es wird gar zu einem Überlebensprinzip.

Denn es hilft, die Tücken des Mama-Alltags zu umschiffen. Es erleichtert ungemein. Und lässt sich eigentlich auf alles anwenden.

Wieviel Spielzeug brauchen unsere Kinder?

(Über-)Lebensprinzip wenn man Kinder hat. MINIMALISTMUSS.COM

Das fängt bei so etwas Profanen an wie die Spielzeugauswahl. Immer wieder sehe ich Kinderzimmer, bei denen die Regale überquellen vor lauter Puppen, Kaufmannsladenutensilien, Autos, Duplos, Kartenspielen. Und womit spielen die Kinder? Am liebsten mit Mamas Kochtöpfen, weil die viel mehr Krach machen als die öden Plastiktöpfe von der Puppenküche. Viel von dem gut gemeinten, gerne auch pädagogisch wertvollen Spielzeug, bleibt nach einmal Benutzen achtlos im Regal liegen. Oder unterm Bett, wo man dann das Motorik schulende und räumliches Denken fördernde Steckspiel nach einem halben Jahr wiederfindet, wenn das Kind schon lange zu groß dafür geworden ist.

Ja, weniger ist mehr. Das gilt selbst für Spielen an sich. Ich bin gegen das ständige Bespielen der Kinder, das Überfrachten mit Angeboten. Ich bin nicht der Alleinunterhalter meiner Kinder! Klar, spiele ich auch mal eine Runde „Obstgarten“. Lese Bücher vor. Baue eine Duplostadt oder eine Rennbahn für die Autos. Verzehre Sandkuchen auf dem Spielplatz und tue so, als ob ich Sandplätzchen backe. Aber doch nicht rund um die Uhr!

Aus Langeweile entstehen die besten Ideen

– ständiges Bespielen muss nicht sein

Nein, ich bin der Überzeugung, der beste Spielpartner für Kinder sind andere Kinder. Wovor ich mich drücke sind zum Beispiel Rollenspiele. Da bin ich ein absoluter Muffel. Nein, ich bin nun mal kein Dompteur und schon gar nicht der Löwe, der durch den Reifen springt. Nach dreimal Lokomotivführer spielen, brauche ich dringend ein wenig Abwechslung.

Gerne gebe ich Stichworte, während ich das Abendessen koche: „Willkommen im Intercity-Express nach Hamburg-Hauptbahnhof. In Kürze erreichen wir Hamburg. Dieser Zug endet hier. Wir bitten alle Fahrgäste auszusteigen.“ Darin bin ich gut. Meine Söhne finden es auch wirklich witzig. Sie lieben es. Aber die Stichworte reichen ihnen vollkommen. Sie sitzen dann in ihren Pappkartons und steigen aus und wieder ein oder kontrollieren ihre Fahrkarten. Und ich kann in Ruhe kochen. Solange ich ab und zu ein „Ausstieg links“ von mir gebe.

Weniger Animation ist manchmal mehr. Und ich schließe mich der Meinung an, dass Langeweile auch mal gut tut. Das habe ich selbst beobachten können: Wenn mein Großer verkündet, dass ihm langweilig ist, dauert es nie mehr als fünf Minuten, da versinkt er in das nächste Spiel, was er sich aus dieser Langeweile heraus ausgedacht hat. Flow sagt man dazu – doch der wird nicht erreicht, wenn man seinem Kind alle fünf Minuten wahlweise mit der Puppe, dem Kasper, dem Bagger oder der Trommel vor der Nase herumwedelt.

Der bodenlose Haushalt:

Ich habe vor dem Chaos kapituliert

Weniger ist nun mal mehr. Das gilt auch für das Putzen. In Cafés gibt es doch diese „bodenlose“ Kaffeetasse, die man sich beim Frühstücksbuffet so oft nachfüllen kann, wie man will. Tja und in einem Haushalt mit Kindern ist der ganze Haushalt bodenlos. Kaum ist der Geschirrspüler ausgeräumt, ist er wieder voll. Kaum ist das Altpapier im Container gelandet, ist der Zeitungsberg wieder kurz vorm Umkippen. Kaum ist der Wäschekorb leer, quellen wieder die dreckigen Bodys und Schlammhosen aus ihm heraus. Kaum ist das Bett neu bezogen, kotzt das Baby alles wieder voll. Und so geht es weiter, Tag für Tag.

Mehr putzen ist hier keine Lösung. Stattdessen mein Überlebensprinzip: Weniger ist mehr. Nämlich mehr Toleranz für die Krümel im Esszimmer! Der Pulli hat erst einen Fleck? Da ist doch noch genug Platz für Babykotze und Rotz. Die Windel ist voll? Aber sie fällt noch nicht alleine vom Popo ab, also bleibt sie dran. Im Kinderzimmer ist kein Durchkommen mehr, weil Duplos und Holzeisenbahn alles blockieren? Notausgänge frei räumen und Tür zu. Das schont Nerven. Und schafft Zeit für die wirklich wichtigen Dinge. Vorlesen. Die Kiste mit den Holzklötzen auskippen und sie überall verteilen. Aber auch kuscheln. Oder gemütlich eine Tasse heiße Schokolade mit den Söhnen trinken. Wenn es denn noch eine saubere Tasse in der Küche gibt.

Weniger Haushalt ist mehr – mehr Zeit, bessere Nerven, besser gelaunte Kinder. Und eine besser gelaunte Mama. Davon haben alle was!

Mit Schimpfen kommt man meistens auch nicht weiter

Auch in der Erziehung fahre ich gut mit dem Prinzip. Weniger schimpfen beispielsweise. Wer einmal mit einem dreijährigen Trotzkopf geschimpft hat, weiß, was ich meine. Es bringt einfach nichts. Die Worte dringen nicht zu ihm durch. Und wenn, dann findet er es einfach komisch, wenn die Mama zum Rumpelstilzchen wird. Mit Schimpfen kommt man nicht weiter, mit Argumentieren auch nicht, wenn der fast Vierjährige beschlossen hat, sich die gerade mühsam angezogene Strumpfhose wieder auszuziehen und nackig durch den Flur zu springen, während der Blick auf die Uhr zeigt, dass der Kindergarten in fünf Minuten seine Türen schließt. Die anderen Kinder warten? Egal, ich springe doch grad so lustig durch den Flur. Es ist kalt draußen? Na und, hier drinnen nicht. Mama muss Arbeiten? Ich aber nicht. Sich aufregen bringt einen nicht weiter. Es gibt kein Geheimrezept gegen diese Trödelei. Egal, wie früh wir aufstehen, wir sind immer kurz vor knapp im Kindergarten.

Doch ich bin es leid, immer nur „nein, nein“ zu sagen. Aber ich gebe es zu: Ich werde immer noch zum Rumpelstilzchen. Leider regelmäßig. Aber ich versuche es, wirklich. Meine Nerven sind auch nur begrenzt belastbar.

Und so zieht sich mein Überlebensprinzip durch den Mama-Alltag. Es hilft, scharfe Klippen zu umschiffen, es hilft, sich auch einmal fünf freie Minuten für sich und eine Tasse Kaffee zu verschaffen. Es hilft, die Familie bei Laune zu halten.

Und sich Zeit zu nehmen, für die wirklich wichtigen Dinge.

Erinnert sich noch jemand von Euch an die Brotkrümel unterm Esszimmertisch? Redet in zehn Jahren noch jemand von den Breiflecken auf dem Pulli? Oder von den fünf Minuten Verspätung im Kindergarten? Nein. Aber ich erinnere mich noch an wunderbare Familienausflüge im Wald, an gemütliches Kakaotrinken neben überquellenden Wäschekörben. Und die Breiflecken auf meinen Klamotten trage ich wie einen Orden.

Ich bin keine perfekte Mutter. Aber eine ganz normale. Denn: MINIMAL IST MUSS – Weniger ist mehr. Ist einfach so. Oder wie seht Ihr das?


 

Nathalie Klüver für MINIMALISTMUSS.com

[blue_box] Die freiberufliche Journalistin Nathalie Klüver ist 34 Jahre alt und GanzNormaleMama von zwei meistens reizenden Söhnen (1 und fast 4). Sie bloggt über die ganz normalen Tücken des Mamaalltags, die schönen und die nervenden Erlebnisse, den Wahnsinn in der Elternzeit zu arbeiten, während das Baby schläft und was Mütter sonst so beschäftigt (Teilzeitarbeiten, Terror, Ebola, Rabenmütter und Übermütter).

www.GanzNormaleMama.wordpress.com [/blue_box]

 

1 Comment
  • 20. März 2015

    Das ist sehr schön geschrieben und so war. Tatsächlich sollte man sich weniger um den alltäglichen Karm kümmern und mehr das Leben genießen. Und die Kinder Kinder sein lassen, besser für sie und besser für uns.
    Liebe Grüße

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