Noch Modepüppchen oder schon Stilikone?
Wenn ich neuen Leuten begegne, besonders anderen Frauen, und sie unser Gespräch innerhalb der ersten Stunde unseres Kennenlernens auf Mode lenken, von Stil sprechen oder mit ihrer neusten modischen Errungenschaft prahlen….
…dann bin ich weg!
Versteht mich nicht falsch, ich meine das nicht böse. Es ist nur so ein Ding das ich in meinen 32 Lebensjahren gelernt habe und einfach mittlerweile ohne groß drüber nachzudenken mache. Ich verliere das Interesse mich weiter mit dieser Person zu unterhalten. Dabei bin ich selbst Designer, liiiiiiebe es mich mit schönen Dingen zu umgeben, schöne Kleidung zu tragen, gebe gerne Komplimente wenn jemand was Tolles trägt und habe null Scham wild fremde Menschen auf der Strasse anzusprechen und nach ihrem Frisör zu fragen – bei mir scheint immer „bad-hair-day“ zu sein!
Nur bei der ersten Begegnung…
…wirklich?
[Tweet „Ich wette es gibt 486396049 andere Dinge die viel mehr über dich aussagen als Kleidung.“]
Aber du hast dich entschieden darüber zu sprechen, also…
„I am sorry, I gotta go!“
Lasst mich also eins vorweg nehmen: Es ist (mir) ganz egal ob ihr noch Modepüppchen oder schon Stilikone seid!
Wenn ihr nicht gerade in der Modebranche beruflich tätig seid, dann sagt euer Kleidungsstil herzlich wenig über euch aus. Der Sinn von Mode ist es sich visuell in Gesellschaftsgruppen mit denen man sich identifiziert einzuordnen, oder sich eben abzuheben. Je nach dem wie gut ihr dieses Spielchen draufhabt gelingt euch das mehr oder minder gut.
Mode bringt natürlich auch ganz klar Vorteile. Sie ist ein tolles Werkzeug die es einen so schnell verändern kann: dicker/dünner, dümmer/klüger, ärmer/reicher etc. aussehen lassen.
Worauf ich aber hinaus will ist aber das Mode keinerlei Aussage über den Charakter oder anderweitiges Können oder Wissen macht. Oft muss man das Kindern und Teenagern immer wieder sagen: „Nur weil sie hübsch ist, heißt das nicht das sie nett ist.“ oder „Sein Benehmen ist nicht akzeptabel nur weil er gut aussieht!“ Das das aber auch noch immer in der Erwachsenenwelt gern vergessen wird zeigen TV Shows wie (mein absoluter Liebling wenn mein gehässiges Ich was zum Lästern haben will – was ich natürlich versuche so selten wie möglich zu tun.): „The Apprentice“ UK Version mit Lord Sugar – nur weil du einen business suit trägst macht das aus dir noch keinen Geschäftsmann.
Seinen eigenen Stil zu kennen ist Gold wert.
Mit all dem Gezeter den ich all dem hier vorgeschoben habe: JA! Seinen eigenen Stil, bzw. stilsicher zu sein ist Gold wert.
- Wörtlich gemeint: Wenn man weiß was einem gefällt und steht spart man sich Geld, denn man fühlt sich weniger verführt jedem neuen Trend hinterher zu laufen.
- Man spart sich Zeit. All die Zeit 24651654Kleidungsstücke anzuprobieren. Von Geschäft zu Geschäft zu rennen oder vor dem Bildschirm zu rätseln ob man dem Modell auf Bild ein bisschen ähnlich sehen wird wenn man dasselbe trägt. Zeit beim Waschen und sortieren der Klamotten, weil ihr ja so viel weniger habt.
- Man spart sich Nerven: erst hoffen das es einem steht und dann verzweifeln wenn es das nicht tut? Wer braucht das? Ich sage nicht das ihr ab und an mal was Neues probieren sollt, aber wenn ihr hier seid weil euch der Titel versprochen hat das ihr hier eine Methode zur Findung des eigenen Stils antrefft, dann gehe ich schwer davon aus das ihr bereits die ganze Zeit verschiedenes probiert und der Lösung des Problems so nicht viel näher gekommen seid.
- Der Schrank sieht immer TOP aufgeräumt aus!
Noch einmal ganz deutlich: Wir reden hier von Stilfindung. Davon wie jeder einzelne SEINEN Stil findet. Nicht wie man zum „It-Girl“ wird (wenn ihr ein „It-girl“ oder „Trendsetter“ werden wollt dann rate ich euch unter Trendforschung zu googlen. Das ist eine wirkliche Wissenschaft und deren Methoden sind auch erlernbar.) Stilsicherheit und Trendiness können sich überschneiden tun es aber eher selten. Aber kommen wir doch zum Punkt:
dem WIE denn jetzt zum Teufel?
Antwort: Projekt 333
Für 3 Monate trägt man nur 33 verschiedene Kleidungsstücke!
Ihr geht also an euren Kleiderschrank und mistet GRÜNDLICH aus. Enthalten in den 33 zugelassenen Kleidungsstücke sind Hosen, Röcke, Blusen, T-Shirts, Jacken, Schuhe, Strumpfhosen und Accessoires wie Ketten, Ohrringe, Krawatten, Uhren, Schals und Handtaschen. Alles was ein Arbeits- oder Ausgehoutfit optisch „komplett“ macht. Ausgenommen von diesen 33 Teilen sind Unterwäsche, Socken, Schlafanzüge, Sport- und Loungewear (aber auch nur wenn ihr die strikt zum Sporteln und im Privaten zum Lümmeln auf der Couch benutzt).
Was das bringt: Ihr lernt aus der Not eine Tugend zu machen. Ihr setzt euch mit eurer Garderobe auseinander und sortiert was zusammen passt und werdet euch bewusst wieviel Zeug ihr eigentlich schon habt. Mein Tip: die Sachen in denen ihr euch am wohlsten/hübschesten fühlt sind die die zuerst bei Seite gelegt werden sollten.
Für den Rest geht ihr methodisch vor:
– Was passt dazu? – was lässt sich am besten kombinieren? und vor allem: – Was passt zur Jahreszeit?
Für manche wird diese Übung kein Problem sein (aber warum lest ihr dann überhaupt diesen Artikel?*haha). Für andere ein Riesiges. Take it as a challenge! Es ist wirklich machbar und nach einer Weile wird euch die Zahl 33 auch noch viel vorkommen. Wenn ihr die ersten 3Monate mit eurer Auswahl kämpfen musstet werdet ihr für die Folgemonate schlauer wählen. Naürlich könnt ihr das Projekt auch 233 oder gar 133 (also 2 oder 1Monat lang 33Teile) aber wo bleibt da der Spaß? Lasst euch die Not erfinderisch machen.
So wie ich das sehe kann man dieses Projekt auf dreierlei Weise angehen:
1) Ihr nehmt es als eine Übung im Minimalismus – einfacher leben: Kleiderschrankgrundreinigung, Luft und Platz schaffen, sodass am Ende nur noch das bleibt was wirklich als Herzstücke bezeichnet werden kann. vorher:
zu so etwas:
2) Ihr nehmt es als eine Herausforderung. Ein kleines Spielchen unter Freunden. Wer bekommt es am besten hin mit 33 Teilen in 3Monaten? Gilt übrigends auch für Männer. Oder Männer die endlich ihre Freundinnen zur Einsicht bringen wollen 😉
Oder aber 3) Wenn ihr euch nicht sicher seid was in diese 33 gehört, dann ruft die Person(en) eures Vertrauens dazu und macht euch einen schönen, ehrlichen und zweckerfüllten Nachmittag oder Abend. So wie die Mädels im Video….oder weniger stereotypisch.. wie ihr mögt 😉
Übrigends: Die erfolgreichsten Menschen unserer Zeit sind Menschen die ganz genau wissen was sie gut, mächtig, schlank, energetisch etc. aussehen lässt und experimentieren darüberhinaus wenig. Sie haben wichtigeres zu tun als sich jeden Tag aufs neue einen Kopf um ihre Garderobe zu machen. Ich habe irgendwo mal ein Interview mit Obama gelesen der zu diesem Thema sowas wie : „Ich habe graue und dunkle Anzüge. Alle sehen sich sehr ähnlich. Sie stehen mir und lassen mich gut aussehen. Ich trage sie abwechselnd, so habe ich jeden Tag eine Sorge weniger.“ gesagt hat. (Bitte nagelt mich jetzt nicht auf den genauen Wortlaut fest. Ich habe mir den Artikel nicht abgespeichert und kann es nur sinngemäß aus dem Gedächnis wiedergegeben.) Andere Beispiele sind Lagerfeld oder Anna Wintour. Lagerfeld sieht immer so aus als würde er dasselbe tragen und Wintour hat immer dieselbe Frisur. Und es sind auch gute Beispiele das sich über den Geschmack streiten lässt und das „Stil“ wirklich nur Geschmackssache ist.
Ein weiterer Tipp der wirklich nicht zu verachten ist:
mit weniger Klamotten hat man mehr Geld
für höhere Qualität, oder prestigeträchtigere Ware zu kaufen kann, wenn das was für euch ist. Ausserdem kann man vielleicht in Änderungen investieren. Also eine Schneiderin aufsuchen die weiss was sie tut und das tolle/teure Stück auf den Leib schneidern… DAS HAT STIL!!!
*** zu Project 333: Ich habs nicht erfunden. LEIDER. Das habe ich bei der wundervollen Courtney Carver gefunden die auf Ihrem Blog selbst über Minimalismus schreibt und mir selbst viel Inspiration schenkt (wie eben Project333), auch wenn vieles sehr kulturlastig US amerikanisch ist und nicht immer ganz für uns Europäer nachvollziehbar ist, es ist es wert bei ihrem Blog „Be More with Less“ vorbeizuschauen.
Ich hoffe ihr fühlt euch inspiriert meine Lieben. Lass es mich in den Kommentaren wissen wenn ihr Anmerkungen habt. Und wen es interessiert: hier noch meine aktuellen 33. (Ich muss wirklich den Babyspeck von meinen 2 Schwangerschaften loswerden damit das wieder etwas fröhlicher aussieht)
julia_liest_jetzt_mehr
Ich versuch es mal mit der goldenen 33 als Verlängerung nach der Schwangerschaft, gleiches gilt für die rauchfreiheit, alkohol, mehr zeit für mich und Family… das sollte dann ja leichter fall. Mal schauen…
Nic Pinguet
Oh glaub mir, gerade direkt nach der Schwangerschaft ist 33 noch eine riesige Zhal, denn die Schwangerschaftsklamotten sind zu groß, der Rest noch zu klein. Eine seeehr frustrierende Zeit :/