Wir sind keine Heiligen – wir sind Mütter.

Wir sind keine Heiligen – wir sind Mütter.

Zum ersten Mal Mama zu werden ist ein einschneidendes Erlebnis. In jeder Hinsicht. Nicht nur werden Tagesablauf und Sozialleben auf den Kopf gestellt sondern auch das Bild das wir von uns als Frau haben. Manchmal mit krassen Folgen.

Die Folgen von denen ich spreche sind die Änderung im Charakter von so vielen von uns, wenn das erste Kind einmal da ist. Und sie sind nur all zu sehr nachvollziehbar, schließlich heißt „das erste Mal“ das erste Mal weil wir es noch nie zuvor getan haben. Und wie bei allen ersten Malen sind wir uns unserer Selbst noch nicht sehr sicher. Es ist die Übung die den Meister macht.

Ich kenne und höre von vielen neuen Mamas die, nachdem die überschwenglichen postnatalen Glückshormone erstmal etwas abgeflacht sind, an den Punkt kommen an dem sie nur noch weinen und glauben das sie sich nie mehr selbstsicher fühlen werden. Ach was red ich da von „vielen Müttern“? ALLE, hört ihr? Wir ALLE  waren schon mal an diesem Punkt. Selbst die selbsicherste Rampensau die von Siegessicherheit nur so gestrotzt hat als sie noch kinderlos war. Selbst die pfeift plötzlich ganz andere oder zumindest sehr viel gedämpftere Töne  nachdem sie Mutter geworden ist. Und das liegt daran das wir immer noch dieses veralterte Bild haben von dem WAS und WIE eine Mutter sein sollte.

Mütter sind gütig und gebend. Hingebend. Mütter sind selbstlos und aufopfernd. Sind die Nährenden. Sie sind die Stillen und die Stillenden. Sie vergeben und sind verlässlich.

Das Problem mit diesem Bild ist nicht das Bild selbst, sondern das was wir daraus machen. Diese Attribute idealisieren wir in unseren Köpfen so sehr das man zu glauben beginnt man müsse die heilige Maria selbst sein um diesem Mutterbild zu entsprechen. Aber wir sind keine Heiligen – wir sind Mütter. Heilige sind Fabelwesen!

Nein, das Marienbild war nicht übertrieben.

Frauen halten sich gerne den perfekten Maßstab an.

Ich glaube das liegt in unserer Natur. Ob es anerzogen ist oder nicht, darüber lässt sich streiten.

Natürlich sind wir mittlerweile alle viel moderner und belesener und wissen das die Welt nicht gleich untergeht wenn wir uns auch mal was gönnen. Ein freier Nachmittag oder Wochenende mal hier und da. Oder uns was Schönes kaufen. Aber wie viele haben ein schlechtes Gewissen weil sie arbeiten müssen, wenn sie doch lieber daheim bleiben würden? Oder gerne mehr arbeiten und mehr geschafft bekommen würden um nicht zuletzt auch finanziell einen Beitrag leisten zu können? Ich bin eine davon!

Auch neulich wieder in einer meiner „working mom“-Gruppen online: da startete eine Mutter das Gespräch ob sie es wagen und dem Mann zumuten könne mit den Kindern 10Tage allein zu bleiben. Sie hatte die einzigartige Möglichkeit einen Freelancejob im Ausland wahrzunehmen. Wir haben ihr natürlich alle dazu geraten es zu tun. JA KLAR!, haben wir gebrüllt. Keine Frage. Aber es spukt halt in unseren Köpfen: „Als Mutter ist man für seine Kinder da. Und nicht irgendwo in der Weltgeschichte unterwegs!“ Und es war auch in dieser Gesprächsrunde das eine Mutter und Psychologin erklärte das Kinder das ganz easy wegstecken und nur übelnehmen wenn die Mutter es als etwas „schamhaftes oder unanständiges“ ansieht… Tiefenpsychologie und so. Ich werde jetzt nicht behaupten das ich mich da näher mit auskenne.

Also Mamas merkt euch:

Ihr müsst keine Heilige sein um eine gute Mutter zu sein!

Und wenn ihr jtzt doch noch meint ihr könntet „besser“ sein dann lest mal wie das bei uns ist: Und schon mal Spoileralarm! Meine Kinder lieben mich trotzdem 😉

Kennt ihr diese Onlinequiz die mit Sätzen locken: „Finde dein spirituelles Totemtier!“ und am Ende seid ihr des Häuptlings Regenwurm, oder so. Ja, also ich brauch solche Quiz nicht zu machen, denn ich weiß schon was ich bin: Hausdrache! Und da bin ich stolz drauf!

Jede Woche dasselbe Spielchen bei uns. Ich frage meinen Mann: „Was haben wir fürs Wochenende geplant?“ und er sagt „Müssen wir was geplant haben?“ und meine Antwort ist dann: „Nein. Umso besser. Denn wenn wir nichts geplant haben, dann arbeite ich!“ Dieser Dialog findet so verlässlich statt wie „Dinner for one“ am Silvestertag im deutschen Fernsehn läuft. Wahlweise vielleicht mit dem Alternativende das mein Mann mich unterbricht und sagt „…dann arbeitest du! Ich weiß chèrie.“

Die Sache ist die: Viele die zum ersten Mal bei uns zu hause sind, sind entweder „geschockt“ oder sehr belustigt wie das bei uns abläuft.

Ein Beispiel: Mein Mann kommt abends von der Arbeit nach hause und übernimmst sofort die Kids. Manchmal hat er noch die Jacke an, da bin ich schon im Büro verschwunden. Kommt er dennoch auf die Idee zu fragen: „Kann ich nochmal eben aufs Klo bevor ich die Kids…“ dann kommt noch vor Ende seines Satzes ein kurz und knappes „Nein!“ von mir. Das muss so sein, wenn ich abends noch etwas handfestes geschafft bekommen will. Dann muss ich das letzte bisschen Konzentrationsvermögen, das mir am Ende des Tages bleibt, voll ausnutzen. Meine Arbeit ist mir wichtig. Er kann ruhig auch mal sehen wie das ist wenn dir ständig jemand beim Pinkeln zusieht, oder wie von der Tarantel gestochen an die verschlossene Tür klopft und fragt? „Hallo? Papa/Mama? Bist du da? Was machst du? Ich will kucken! Was machst du?“ Auch das ist Gleichberechtigung.

Auch sonst so, im Haushaltsalltag habe ich ganz klar das Sagen.

Erstens, weil mein Mann einen sehr entscheidungslastigen Job hat und froh ist nicht um jede Kleinigkeit konsultiert zu werden.

Zweitens, mein Mann hat das Glück hat arbeiten gehen zu dürfen. Und auch wenn sein Beruf stressig und anstrengend ist: Er kann zumindest Unterhaltungen auf intellektueller Augenhöhe mit anderen Erwachsenen führen. Die Dialoge die ich tagsüber mit den Kindern (2Jahre und 8Monate) führe sind weniger …ähm… stimulierend. Zumindest für mich.

Und wenn ich dann mal die Gelegenheit habe etwas für mich zu tun, dann bin ich eben sehr penibel was meine Zeit oder die Handhabe von gewissen Dingen angeht.

Und glaubt mir, das ist das beste für die ganze Familie. Denn nur eine innerlich zufriedene, entspannte Mutter kann auch ne coole und lockere Mama sein. Ich mag wenn Dinge einfach und verlässlich sind. Und bei könnt ihr euch drauf verlassen das ich keine Ausnahmen mache. Nicht für meinen Mann, nicht für meine Kinder und auch nicht für mich selbst. Für keinen. Wenn wir Gäste zum Essen da haben und einer ist Vegetarier, dann wird das natürlich respektiert. Dann wird ein schönes vegetarisches Gericht herausgesucht, gekocht und das bekommen dann alle. Da mach ich nicht noch Fleisch obendrauf für die anderen.

Und wenn the Frenchman ankündigt er koche am Wochenende Froschschenkel, dann bin ich gewarnt und mir was anderes suchen. Ich erwarte nicht das er mir was anders macht.

So einfach ist das!

Wo macht ihr keine Kompromisse?

1 Comment
  • 25. Februar 2015

    Ich wünschte, mein Mann würde es akzeptieren, dass ich mal am Wochenende arbeiten muss… er findet es eher doof. Dabei war ich gerade in der Elternzeit darauf angewiesen: Denn ich schrieb in dem Jahr zwei Bücher. Immer dann, wenn die Kinder schliefen (also tagsüber eine Stunde) und abends. So zwischen 21 und 23 Uhr. Da brauchte ich die Wochenenden, um mal in Ruhe konzentriert 2-3 Stunden zu arbeiten. Es kostete immer viel Überredung. Und Nerven. Und war nicht unbedingt gut für den Familienfrieden, Gut, dass ich jetzt wieder „normal“ arbeite, sprich 3 Stunden vormittags. Von zuhause aus. Wie immer.

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