Vorher/Nachher – Renovierung in Aix en Provence
Wenn Umziehen zum „Hobby“ wird dann lernt man ganz schnell was man braucht und was nur unnötiger Ballast ist. 40 Umzüge in 6 verschiedenen Ländern – ich weiß wovon ich spreche. Je weniger man besitzt desto schneller und schmerzloser geht es.
So aufregt es ist seine Koffer zu packen und woanders neu zu beginnen, es ist auch sehr anstrengend. Nicht nur der körperliche Kraftakt des Umzugstags, sondern auch den Tagen und Wochen danach in denen die Dinge und Umgebung noch neu und fremd sind. Ungewohntes weckt oftmals auch das Gefühl von Unsicherheit. Ein Ort des Rückzugs, des Kraft-und Muttankens ist da immer die eigene Wohnung. Die „eigenen vier Wände“. Das Nest. Um mich persönlich so schnell wie möglich als „Herrin meiner eigenen Lage“ zu fühlen und den Ort mein eigen zu nennen muss ich immer erst einmal etwas von mir hineinstecken: Bedacht, Mühe, Schweiß und Herzblut – Also streiche ich.
Anders als in Deutschland werden die meisten Wohnungen im Ausland im Ist-Zustand übergeben. D.h., die Vormieter nehmen nur ihren Kram und alles andere bleibt wie es ist.
Des Interior Designers größter Horror:
>>>fremdeingerichtet wohnen!
[Hitchcockmusik spielt im Hintergrund]
„Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint“ trifft die Absicht der Vormieter im oben gezeigten Fall wohl am ehesten. Aix en Provence liegt, wie der Name schon andeutet in Südfrankreich und ist DIE Stadt in von der dir meisten Franzosen träumen einmal leben zu können. Was hier versucht wurde nachzuahmen ist die provenzalische Variante des Landhausstils. Wir können ruhigen Gewissens sagen das das nicht gelungen ist. Was eigentlich hätte getupft werden sollen, wurde gewischt und das Endresultat sieht überhastet und somit schlampig aus. Und wie man auf dem untersten Bild am Kamin sehen kann, wurde auch auf das Abkleben von Kanten verzichtet. Waaah! Wie kann man nur?
Streichen ist in solchen Fällen wirklich das minimalste MUSS.
Sauber gestrichene Wände sind der erste Schritt zu einem gestyltem, vorzeigbaren Zuhause! – minimalistmuss.com
Und wenn man, wie wir zu dem Zeitpunkt, noch keine Möbel hat und noch nicht weiß in welche Farbrichtung es gehen soll…. oder aus Kostengründen mit bunt zusammengewürfelten „Erbstücken“ lebt, die bei der Familie schon ausgedient haben, dann ist das einfachste, schlauste und preisgünstigste:
weiß!
Aus der schlecht gemachten orange-gelben Wischtechnik ist ein klarer, heller Raum geworden der gleich viel sauberer und aufgeräumter aussieht.
Wer bei geringer m²-Zahl trotzdem noch das Gefühl von Luft- und Leichtigkeit haben will, sollte sich die Wandflächen freihalten.
Das gilt genauso für das Wohnen mit Kindern. LEGO-Steinchen sind so klein und nehmen nicht viel Platz weg, aber wenn sie verstreut in der ganzen Wohnung auffindbar sind, dann sieht es schnell unaufgeräumt und das Gefühl von „überall zu viel“ stellt sich ein. Wenn noch nicht einmal kleine LEGOs einen Platz haben, dann muss das ganze Haus „zu voll“ sein. Das stimmt so natürlich keineswegs, wie alle Eltern bestätigen werden, aber ist der unausgesprochene erste Eindruck. Wir haben uns damals auch aus diesem Grund entschieden keine Bilder fest anzubringen.
Ein weiterer Vorteil von viel „Weißraum“ ist, dass bei Langeweile auch schnell und problemlos Veränderung herbeigeführt werden kann. Da ich als Designerin auch viel mit Grafiken arbeite, findet man bei mir aber des öfteren temporär angebrachte Poster (siehe oben). Oder aber auch gerne mit einem federleichten „Raumfüller“ wie diesem Mobile:
Was ihr da rechts hinterm Sessel seht ist ein kleiner Holzvorbau, weiß lasiert mit einem „Ausschnitt“ in Form einer Birke. Ich habe gerne Holz im Innenraum, denn es hat einfach etwas Warmes und gibt eine schöne Akkustik. Dieser Vorbau war hinterleuchtet und sorgte abends für schönes, indirektes Licht. Ausserdem entsteht ein Link in der Farbigkeit zwischen Fussboden und Wand. Boden, Birke und Lampenständer haben den gleichen goldwarmen Ton.
Noch was in eigener Sache: Ein guter Blog macht sich nicht von selbst. Es sind die Leser die entscheiden was Top und was Flop ist und wer es nach weiter oben schafft.
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