Get Shit Done #15 – Verhandeln können und bekommen was man will.

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3 Monate Blogauszeit sind vorbei und I am back. Und das gleich mit food for thought – etwas zum Nachdenken für euch.

tauchen wir also ohne Umschweife gleich ein:

Wir alle wollen was.
Vom Leben, von Anderen… Selbst die die nix (materielles) wollen, wollen was, z.B. Ruhe, Gelassenheit, oder mehr Freiraum. Und etwas wollen, heißt dann zwangsläufig, in Verhandlungen treten – mit Anderen, mit sich selbst, mit der ganzen restlichen Welt…

Jetzt also die große Preisfrage:

Wer sind die besten Verhandlungsführer der Welt?

Als Verhandlung wird die Besprechung oder Erörterung eines Sachverhalts verstanden, die der Herbeiführung eines Interessensausgleichs zwischen mindestens zwei Verhandlungspartnern dient und wobei sich die Parteien durch Interaktion untereinander einen Vorteil gegenüber der aktuellen Situation versprechen. Verhandlungen finden im betriebswirtschaftlichen, juristischen, soziologischen und privat-emotionalen Bereich statt und sind in der Regel freiwillig. – Wikipedia.

Egal in welcher Lebenslage:

wer gut verhandeln kann ist klar im Vorteil, oder?!

Was das tolle Wiki-Zitat da oben so nüchtern, buchhalterisch darstellt, ist aber alles andere als eine nüchterne Angelegenheit.

In jeder großen Verhandlung steht etwas kostbares auf dem Spiel – es gibt ein großes Ziel das es zu erreichen gilt.

Und wo etwas auf dem Spiel steht, spielen sich große Emotionen ab.

Der Trick ist hierbei sich diese Emotionen, in der Verhandlungssituation, nicht anmerken zu lassen, oder zumindest sich von diesen nicht übermannen zu lassen. Denn es ist doch so: auch wenn die meisten Verhandlungen „in der Regel freiwillig“ sind, dann sind sie oftmals aber nicht freundlich, sondern – wie übersetzt man auf deutsch hostile? Feindlich gesinnt?

Eine win-win Situation, also einen positiven Ausgang für alle Beteiligten, zu erlangen ist der ideale Ausgang einer jeden Verhandlung, wenn es um allgemeine Zufriedenheit und langfristige Zusammenarbeit geht. Aber um für alle etwas Positives gewinnen zu können, muss jede Partei zu Kompromissen bereit sein – also willens sein, etwas aufzugeben, um etwas anderes zu erlangen.

„Wenn Du das machst, mach ich dafür das Andere!“

Das gilt für die Verhandlung mit meinem 3,5 jährigen Sohn, der noch länger aufbleiben (und dabei Schokolade essen und mit Apfelsaft runterspülen) will, genauso wie für Einstellungsgespräche mit Vertragsverhandlung, oder Politiker auf irgendwelchen in- oder ausländischen Gipfeln. Es geht darum sich Vorteile zu verschaffen und am Ende besser dazustehen als vorab.

Verhandeln können und bekommen was man will - by minimalistmuss.comDieser egozentrischen, „Ich zuerst“- Logik folgend, jetzt also nochmal die Frage:

Wer sind die besten Verhandlungsführer der Welt?

Die, die in einer feindlich gesinnten (womöglich noch aus der unterlegenden) Lage heraus alles bekommen was sie wollen, ohne selbst etwas herzugeben.

Und wenn Verhandlungen emotional und dementsprechend stressig sind: welches ist wohl die stressigste Verhandlungssituation vorstellbar?
>>>Die, in der es um Menschenleben geht.

– GEISELVERHANDLUNGEN.

Jawohl.

OK, OK. Warum erzähle ich euch das alles?

Was haben Geiselverhandlungen mit mir, mit euch und mit Get Shit Done zu tun?

Auf den ersten Blick hin: nicht viel. Und ich gebe zu, ich habe selbst nie darüber nachgedacht, bis ich während meines Urlaubs auf einen klasse Podcast gestoßen bin, indem der Gastgeber einen ehemaligen FBI ‚hostage negotiator‘ (einen Geiselunterhändler) zu Gast hatte  und der jetzt Geschäftsmänner -und Frauen in der Kunst des Verhandelns unterrichtet.

Dieser ‚hostage negotiator‘ ist also die Person, auf Seiten der Polizei, die ein Geiselnehmer am Apparat hat, wenn er seine Forderungen stellt. Und wir alle wissen wie diese Geschichten von Seiten der „bad guys“ laufen: „Gib mir das, das und das, sonst sterben Menschen!
Und die offensichtliche Frage an den Mann lautet hier natürlich:

„Wie bekommst Du jemanden dazu all seine Forderungen aufzugeben und all Deinen eigenen Forderungen nachzugeben?“

Die Antwort ist natürlich nicht in 5Minuten gegeben. Wir können uns alle vorstellen, dass das ein komplexer Prozess ist, der viel mit psychologischer Strategieführung zu tun hat. Einer Strategie die auch noch ganz unterschiedlich von Fall zu Fall sein wird – also ist das eigentlich eine total doofe Frage.

Und doch: der Herr Negotiator (Voss) offenbarte etwas, das mich total überrascht hat:

Die Erfüllung seiner Forderungen, sind nie die Nummer 1 auf der Prioritätenliste eines Geiselnehmers.

Wait: whaaat? *mindblow*

Für jeden Geiselnehmer gibt es etwas wichtigeres als seine eigenen Forderungen???
Eine der (Haupt-)Forderungen wird ja wohl zwangsläufig der eigene, ungehinderte, unbeschadete Abzug sein müssen, oder?!
Was kann wichtiger sein, als als Sieger aus dieser Verhandlung hervor zu gehen?

Die Antwort war folgende:
Die Erfüllung der Forderungen ist nicht Nummer 1 auf der Liste und auch nicht Nummer 2. Wissend oder nicht, die Erfüllung der eigenen Forderungen kommt bei allen Geiselnehmern erst auf Platz 3.

Platz 1: das absolut wichtigste für einen Geiselnehmer ist es Kontrolle über alles und jeden in seinem Perimeter zu erlangen und zu halten.

Dementsprechend ist es der Job des polizeilichen Unterhändlers, seinem Gegenpart das Sagen haben zu lassen. Unter allen Umständen muss der Geiselnehmer das Gefühl haben, Herr der Lage zu sein. Denn nur wer sich seiner Selbst sicher ist, kann sich beruhigen, entspannen, hat Zeit zu überlegen und wird nichts Unüberlegtes tun – wie z.B. jemanden erschießen.

Platz 2: ist Respekt und Verständnis. Eine Geiselnahme ist ein extremer Akt. Egal ob geplant oder spontan – jeder Geiselnehmer weiß, das es falsch ist, das Leben Anderer zu gefährden um sich einen eigenen Vorteil zu verschaffen.

Manche Menschen haben herzzerreißende Gründe warum sie tun was sie tun. Viele sind aber natürlich reine Egomanen die einfach Mehr von etwas wollen (meist ja Geld). Aber, ob bewusst oder nicht: es geht Ihnen immer um mehr als nur um wirtschaftlichen Gewinn. Es soll auch immer noch „eine Message“ mit rüberkommen. Und so ist es des Unterhändlers Job auch hier wieder, die Bedingungen zu schaffen, die zur Erhaltung von Platz 1 dienen. Respekt zollen und Verständnis zeigen um das Gefühl von Kontrolle zu vermitteln. Voss nennt das Zuhören und „Raum geben“ um seine Botschaft zu veröffentlichen, „mit emotionaler Währung zahlen“.

Erst wenn Punkt 1 und 2 erfüllt sind, wird die tatsächliche Erfüllung der Forderungen Hauptanliegen. Aber zu dem Zeitpunkt hat der Negotiator dann schon (hoffentlich) eine „Beziehung“ zum Geiselnehmer aufgebaut und andere Taktiken werden dann ins Spiel gebracht.

Geiselnahmen und Get Shit Done:

Hören wollte ich diese Podcastfolge aus reinem Interesse – allgemeine Bildung und so. Man kann sich immer verbessern und Verhandlungen führen wir alle Tag täglich. Als Selbstständige wahrscheinlich noch viel häufiger als Andere – je nach Beruf, versteht sich natürlich. Ich fand die Folge dann aber so gut das ich sie mir gleich 2x anhören musste und mir viele Notizen gemacht habe. Erst über diesen Notizen fiel mir dann auf das auch mein Get Shit Done -Projekt genau in dieselbe „Psychokerbe“ schlägt.

Ich habe mich Ende 2015 unwohl gefühlt und beschlossen eine drastische Veränderung durch zuführen. Ich habe mir einen Plan zurechtgelegt und bin dann losgestürmt und habe meine Forderungen laut ausgesprochen.

  1. Erst ging es darum einen Überblick und damit Kontrolle über die Geschehnisse zu gewinnen. Bulletjournal, Ziele, Etappen, Wunschvorstellungen etc. formuliert.
  2. Dann habe ich mir Notfallpläne zurecht gelegt, Komplizen gesucht und alles für die Flucht (nach Vorne) bereitgestellt. Ich habe allen die es hören wollen (also euch) davon erzählt. In dem ich mich vor euch rechtfertige und Zeugnis ablege, wollte ich mich selber bei der Stange halten – wie beim Geiselnehmer ging/geht es auch hier um Verständnis. Und natürlich auch um Respekt: wenn auch eher vor mir selbst als vor der Aussenwelt.

Und es hat ja auch geklappt!

Zumindest Bank Nummer 1 habe ich ausgeraubt – also Ziel erreicht. Ich hab massig Kilos verloren und mich getraut das auch zu zeigen (siehe hier).

In Bank Nummer 2 sitze ich aber immer noch fest. Etappe 1 und 2 habe ich erledigt und während ich noch beim Kontrollieren und beim Verständnis einholen war, kam ich mir auch massig produktiv vor. Erst danach habe ich gemerkt das Etappe 3 hier noch nicht ganz so läuft. Konsequenz war meine Blogauszeit und ein Strategiewechsel. Was beim Privatziel super geklappt hat (durchpowern), hat mich nicht weit gebracht, was den Ausbau meiner Selbstständigkeit angeht – soweit schon die Erkenntnis beim letzten Blogpost. Jetzt habe ich aber noch die Bestätigung das das ganz normal ist.

Bei manchen Coups gewinnt man, kommt davon und kann prahlen. Bei anderen sitzt man noch was länger am Verhandlungstisch.

Ich bin Geiselnehmer, Geisel und Unterhändler in einem und vielleicht muss ich erstmal alle Rollen verstehen bevor ich eine Seite gewinnen lassen kann. Schon komisch wie das manchmal im Leben läuft mit der Erkenntnis und dem Erkennen von ähnlichen Mustern, was?!

Kennt ihr das? Wisst ihr was ich meine? Ich bin hier doch nicht allein?

In jedem Fall: ich möchte euch den Podcast nicht vorenthalten. Hört rein, er ist wirklich gut und deckt in 1 Stunde jede Menge Infos ab, über die ihr euch vielleicht auch noch nie Gedanken gemacht habt. Es ist gut investierte Zeit.

Liebe Grüße, und bis bald.

2 Comments
  • 3. Oktober 2016

    Hallo, NIC,
    ein toller Beitrag und ich stimme dir da zu 100 % zu. Wenn es uns gelingt, unserem Verhandlungspartner das Gefühl zu geben, dass er zu jeder Zeit die volle Kontrolle hat und er damit das Gefühl bekommt, das er gewinnt, gewinnen wir auch immer mit.
    Den Podcast werde ich mir dann auch mal anhören.
    Liebe Grüße
    Frank

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